Im Interview

Mike Shinoda von Linkin Park

Mike Shinoda
Mike Shinoda

In diesem Jahr feiern wir 20 Jahre "Hybrid Theory" von Linkin Park! Grund genug, dass wir uns mal mit Mike Shinoda darüber unterhalten haben, was er zur Zeit so treibt und was wir uns vom Jubiläum alles erwarten können. Er erklärt uns zum Beispiel den Sound des neuen/alten Songs "She Couldn’t", verrät uns warum er erst gar keine Lust auf ein Jubliäums-Box-Set hatte, woher sie das ganze Material dafür schließlich herbekommen haben und was sein persönliches Highlight in der Box ist.

Zwischen Quarantäne und "Hybrid Theory"-Jubiläum arbeitet Mike außerdem an seinem Soloprojekt – aber nicht irgendwie: Er filmt sich bei den Arbeiten an seinen Songs und streamt es jeden Tag auf Twitch. Die Plattform, die hauptsächlich von Gamern genutzt wird, gewinnt auch bei Musikern immer mehr an Popularität. Dort können die Fans sich außerdem mit Ideen einbringen und so Teil des Projekts werden. Bei dem Song "Open Doors" gab es sogar Gastsänger aus der Twitch-Community! Wir haben mal nachgefragt, wie es sich das so als "Musiklehrer" anfühlt, aus welchen Leuten sich die "Klasse" zusammensetzt, und wie er in unserer digitalen Welt eigentlich zu Schallplatten steht.

Du befindest dich derzeit in Quarantäne. Wie geht es dir damit?

Das "CDC" (Center of Disease Control and Prevention) empfielt eine zweiwöchige Quarantäne, also werden wir noch den Rest der Woche zu Hause bleiben. Es ist ehrlich gesagt nicht viel anders als sonst. Wir haben uns am Wochenende mal mit Leuten getroffen, haben die Kinder miteinander spielen lassen - nacheinander, mit Distanz und Masken. Ehrlich gesagt verdanken wir das negative Testergebnis dem Social Distancing: Jemand wurde positiv getestet, aber wir haben es (trotz Kontakt) nicht bekommen.

Was ist das besondere an deinem neuem Projekt und der Twitch-Community?

Für mich ist das eine tolle Erfahrung; die Community auf Twitch ist sehr einzigartig. Es erinnert mich auch an die Anfänge von Linkin Park: Da waren wir auch immer in den Chatrooms und Messageboards mit den Fans unterwegs. Auf Twitch zu streamen ist da sehr ähnlich, außer dass es natürlich mit Video ist. 

Wer schaltet deinen Twitch-Stream ein?

Ja die Zuschauer sind total vielfältig: Manche sind Gamer, manche Musiker und Produzenten aus allen Genres, aus allen Teilen der Welt. Manche bleiben echt lange wach, um den Stream anzuschauen... Es gibt sehr junge Leute - manche sind 13 und 14, vielleicht sogar jünger, aber sie bringen sich nicht so ein - und eine Frau ist 67 Jahre alt und ist fast jeden Tag dabei!

Was geben dir die Streams persönlich?

An manchen Tagen macht mir das Herumalbern einfach Spaß, an anderen Tagen bin ich hauptsächlich für die Musik da und um irgendwas komisches ("something weird") zu machen. Ich gehe mit der Community ein bisschen wie mit einer Schulklasse um und geben Instruktionen für Leute, die Musik machen oder machen wollen.

Auf dem zweiten "Twitch-Album" sind keine Vocals zu hören. Konnten sich die Fans daher noch mehr einbringen?

Wie wichtig sind Vinyls und CDs deiner Meinung nach?

Ich höre mir zu hause Vinyls an... Vor allem wenn ich koche, wir haben in der Nähe der Küche einen Plattenspieler. Ich höre 70er Jahre Rock & Blues und 90er Jahre Hip-Hop. Ich glaube es wird für solche Platten immer einen Platz geben. Ich würde vielleicht keine Platte kaufen, wenn ein Album nur ein paar gute Songs drauf hat. Wenn man sich eine Vinyl kauft, kauft man meistens eine Platte, von der man weiß, dass man sie immer wieder von vorne bis hinten anhört. Also solange die Leute Lieblings-Werke haben, wird es sie noch geben. 

Was habt Ihr in die "Hybrid Theory"-Jubiläumsbox gepackt?

Da ist so viel Zeug drin, es ist so viel Liebe reingeflossen, so viele Leute haben dazu beigetragen. Freunde, Familien, Leute mit denen wir zusammengearbeitet haben... Die Eltern von unserem Drummer haben alte Sachen rausgekramt, um etwas beizutragen. Sie haben zum Beispiel eine Box mit alte Fotos und Demos gefunden. Ich habe meine ganz frühen Aufnahmen durchgeschaut und da ist Material dabei, das für ein eigenes Demo-Album reichen würde. Sachen, von denen selbst Super-Fans überrascht sind, weil sie nicht wussten, dass sie überhaupt existieren, oder zumindest noch nie gehört haben. Außerdem gibt es eine komplette Dokumentation im Stil, wie wir sie damals gemacht hätten, das ist quasi ein 80-minütiges YouTube-Video mit brandneuem Material. Wir haben das alles gefilmt und damals eine DVD veröffentlicht, aber es gibt noch so viel mehr Material, was noch niemand gesehen hat. Joe und ich haben außerdem zwei Kunstwerke beigesteuert, das sind also noch zwei Mini-Poster für die Fans.

Wie ist die Idee für die "Hybrid Theorie"-Box entstanden?

Als wir zum ersten Mal darüber gesprochen haben, war meine erste Reaktion "Ich weiß nicht ob ich das machen will. Warum sollten wir das machen? Nur um ein weiteres Produkt rauszubringen, was die Leute kaufen können? Das brauche ich nicht". Aber als ich das Material gesehen habe, das jetzt drin ist, habe ich gemerkt, wie viel Spaß das machen kann und viel Nostalgie für die Fans da drin ist. 

Was ist dein persönliches Lieblingsteil in der Box?

Ich glaube die Dokumentation ist mein Lieblingsteil. Die ist echt witzig, es ist viel dummes Zeug da drauf. Ich vergesse immer, wie jung und dumm wir waren und wie wenig wir wussten, was wir da gemacht haben. Und die DVD fängt das wirklich ein.