Justin Sullivan im Interview
Der Frontmann der britischen Indie-Rock-Band New Model Army war bei uns zu Besuch und redet über das neue Album "Winter".
Der Frontmann der britischen Indie-Rock-Band New Model Army war bei uns zu Besuch und redet über das neue Album "Winter".
Es wurde im Laufe des letzten Jahres geschrieben und ist ein Mix aus Allem, was so auf der Welt so passierte und dem, was in unserem eigenen Leben passierte. Das macht es zu einem ziemlich düsteren Album. Ich denke jemand hat mal gesagt, es ist der Sound von Menschen in schwierigen Situationen. Naja, das sind zur Zeit ziemlich viele Menschen.
Ich denke, Winter ist eine Art Reaktion auf "Between Dog and Wolf". "Between Dog an Wolf" wurde aufgebaut, wie eine Kapelle. Wir fingen damit an, eine Woche lang nur Drums aufzunehmen. Wir haben vorher noch nie ein wirkliches Studio-Album aufgenommen. Wir dachten sehr genau über die Musik nach und so bauten dieses wunderschöne Ding auf und es letztlich klang es (das Album) groß und teuer und wunderschön. Und dann dachten wir "Okay, jetzt haben wir das gemacht, jetzt lass uns das genaue Gegenteil davon tun. Lasst uns ein Album machen, das so klingt als wäre man in einem winzigen Raum mit einer richtig lauten Band". Es klingt einfach wie das genaue Gegenteil. Es ist aufregender und härter.
Perfekt, das Album jetzt zu veröffentlichen.Es ist so New Model Army-mäßig, ein Album, das Winter heißt im Sommer zu veröffentlichen. Der Song Winter an sich war der dritte Song, der für das Album geschrieben wurde. Wir singen schon so viele Jahre über da Gefühl, dass etwas Böses kommen wird, eine Art Umbruch. Ich laß irgendwo den Satz "das Zeitalter der Konsequenz", wir "betreten das Zeitalter der Konsequenz" . Und das traf mich wirklich. Der Song handelt von der Angst vor dem, was bald kommen wird und darum über dies hinaus zu schauen.
Der Text geht "Ich höre die Soldaten kommen und ich wünschte es wäre vorbei, ich höre, wie das Messer geschärft wird und ich wünschte es wäre vorbei, bring me the Winter". Es ist der Versuch über das, was kommt, hinaus zu blicken.
Nein, ich denke, sobald jemand probiert uns in eine Schublade zu stecken, probieren wir sofort dort auszubrechen. Ich erinnere mich, damals in den frühen 80ern, hatten wir eine Violine und wir spielten so eine Art Folk Rock, weil wir sehr an Folk Melodien interessiert waren, und dann wurde der Hype darum sehr groß und kurz bevor er in den frühen 90ern komplett ausbrach, hieß es New Model Army wären die Anführer dieser (Folk) Bewegung in Großbritannien. Also fingen wir an und machten ein American Hard Rock-klingendes Album, eben das Gegenteil von dem, was alle erwarteten. Es ist eine Art Instinkt, das zu tun, was die Leute nicht von uns wollen. In etwa so "Was möchte das Publikum denn hören? Okay, dann werden wir das nicht spielen." Das klappt aber irgendwie, denn 36/37Jahre nachdem wir angefangen haben, sind wir immer noch hier. Wir sind einfach nie irgendwo so richtig hängen geblieben.
Emotionale Musik. Punkt. Ich mag den Genre-Begriff nicht so wirklich. Das ist künstlich. Jeder, der Musik mag, du, ich, jeder in diesem Raum, wir haben alle Sammlungen, die alle möglichen verschiedene, so genannte, Genres beinhalten. Genres sind Dinge, die dazu da sind, um etwas zu verkaufen.
Wir sind etwas schwierig zu verkaufen, weil wir uns hier und dort etwas (Stile) leihen und jeder aus der Band verschiedene Dinge mag.
Ich erinnere mich noch, vor ein paar Jahren, als wir in dem einen Sommer ein Folk Festival, gefolgt von einem Metal Festival, gefolgt von einem Gothic Festival, gefolgt von einem Hippie-Festival spielten mit so ziemlich den gleichen Songs, weil keiner so richtig weiß, wo wir dazu gehören. Wir passen überall und nirgendwo rein.
Integrität ist ein schwieriger Begriff. Wenn man sagt "Integrität ist das Wichtigste" klingt man so selbstgerchet. Aber Erfolg war nie sehr wichtig für uns. Als wir anfingen war es einfach so "Hey, lass uns Musik machen" ,yeah, aber eigentlich ist das immer noch so. Und als ich das letzte mal in meinen Kühlschrank sah, war etwas zu essen drin und das ist wirklich alles, was zählt. Wir waren nie wirklich daran interessiert, wie viele Platten wir verkauft haben. Es gab immer ein Publikum, irgendwelche Leute, die daran interessiert waren, was wir machten. Aber wir machen es wirklich nur für UNS. Wir probieren etwas zu machen, das wir für gut befinden, dann bringen wir es in die Welt hinaus und wenn die Leute es gut finden, dann tun sie das, wenn nicht, dann halt nicht.
Oh Gott, ich hatte so ein Glück.
Aber als ich jung war, hatte ich alle möglichen Jobs. Ich arbeitete in einer Schokoladen-Fabrik. Mars-Fabrik, ich fegte Plattformen bei der Londoner U-Bahn, ich fuhr einen Truck nach Pakistan für irgendwelche Mafiosi-Typen. Ehm, alles Mögliche. Wenn ich nicht das hier (Musiker) wäre, müsste ich mir irgend einen Job suchen, weiß nicht genau.
Ich bin nicht wirklich für etwas qualifiziert. So, also, ich müsste Betten in einem Hotel beziehen oder so. Das ist aber egal, ein Job ist ein Job.