"Einfach der netteste Mensch der Welt" ist die Aussage, die aus unserem Redakteur herausplatzte, nachdem wir uns vor dem Papa Roach-Konzert in Offenbach mit Frontmann Jacoby Shaddix getroffen hatten. Ganz offen erzählt er von den düsteren Seiten des Rockstar-Lebens – aber natürlich auch von den tollen Zeiten, die er zusammen mit seinen Bandkollegen in den vergangenen Jahrzehnten erleben konnte.
Jacoby Shaddix hat als Fronter einer Nu-Metal-Band einen Musikgeschmack, den er uns im Interview selbst als "sehr offen" beschreibt. Nicht nur den breit gefächerten Musikgeschmack hat Shaddix an seine beiden Kinder weitergegeben, auch das musikalische Talent wurde ihnen in die Wiege gelegt. Sohn Jagger spielt seit seinem 4. Lebensjahr Schlagzeug und macht nichts lieber, als mit seinem Vater in der Garage zu jammen.
Mittlerweile sind mehr als 20 Jahre vergangen, seitdem Papa Roach mit ihrem Debütalbum "Infest" und der Nu-Metal-Hymne "Last Resort" aus dem Boden geschossen kamen. Das aktuellste und mittlerweile zehnte Album "WHO DO YOU TRUST" haben Papa Roach gerade auf ihrer gemeinsamen Tour mit Hollywood Undead vorgestellt. Denn wenn Jacoby Shaddix nicht zu Hause bei seiner Familie ist, ist er mit Papa Roach entweder im Studio oder auf Tour und reißt dort reihenweise Konzerthalle auf der ganzen Welt ab. Was das krasseste warwar, das er je bei einem Konzert erleben musste, hat er uns natürlich auch verraten. Jetzt nachhören!
Wie bündelst du vor einer Show deine Energie?
Ein bisschen Espresso trinken, tagsüber Joggen gehen und trainieren, um den Körper aufzuladen. Vor der Show dann tief ein- und ausatmen, ein Paar Hampelmänner und laute Metal-Punkrock /Elektromusik backstage hören, während man Backstage "den Schalter" umkippt, bevor man dann wie ein wahnsinniger die Bühne stürmt.
Und wie kommt man dann nach der Show wieder runter?
Ich bin super fertig, wenn ich von der Bühne komme und setzte mich backstage hin, trinke etwas Wasser und spaße mit meinen Bandkollegen.
Manchmal ist die Stimmung backstage aber nicht nur "Hey das war super", sondern eher "Hey was war da denn los? Wir müssen dies und das ändern!".
Wir sind da meist sehr kritisch mit uns selbst und müssen uns selbst daran erinnern, dass wir dadurch zwar auch besser werden, aber nach einer "Kick-Ass-Show" auch einfach mal feiern müssen.
Aber wir nehmen die ganze Sache sehr ernst und wollen ein gutes, energiegeladenes und inspirierendes Konzert für unsere Fans abliefern – und wenn jemand das nicht macht, lassen wir uns gegenseitig im Stich.
Was stellt das "Rockstar-Leben" mit einer Person an? Wie war das bei dir?
Früher habe ich alles mit genommmen – Sex, Drugs, Rock 'n' Roll. Aber das hat mich nach mehreren Jahren kaputt gemacht, mehrere Beziehungen zerstört und als ich in den Spiegel sah, mochte ich mich selbst nicht mehr.
Ich schätze momentan ist das eine relativ typische Geschichte, die man oft hört: Der "neue" Rock 'n' Roll ist eher gegen das alles.
Es ist eine Reise, wie mein Leben sich verändert hat und was jetzt meine Prioritäten sind. Wenn ich zurück denke an die Zeit als ich der klassische Rockstar war, war ich das reinste Chaos. Leute mochten mich nicht, ich war einfach ein schlechter Typ.
Ihr wart schon auf so vielen Preisverleihungen. Wie findet ihr die? Seid ihr gerne mal glamourös unterwegs oder fühlt Ihr Euch da eher fremd?
Die Preisverleihungen sind echt okay. Ich will nicht lügen, es ist natürlich schön, einen Preis zu gewinnen und für das geschätzt zu werden, was man künstlerisch macht, es ist immer erfreulich. Aber wir wurden in letzter Zeit nicht all zu oft zu Preisverleihungen eingeladen – vielleicht machen wir irgendwas falsch (lacht).
Wie waren die Preisverleihungen mit Papa Roach früher?
Ich hatte eine großartige Zeit, wir haben viel Party gemacht, man. Ich erinnere mich daran, ein paar Mal bei den VMAs (Video Music Awards) gewesen zu sein, wo wir uns bis oben hin zulaufen ließen. Oder die Kerrang!-Awards – einfach nur gefeiert.
Bei den meisten Preisverleihungen zu Beginn unserer Karriere waren wir stark berauscht. Es war Rock 'n' Roll, und es war nicht alles daran schlecht – nur für mich wurde es irgendwann sehr schlecht.
Hast du deinen Kindern deinen Musikgeschmack vererbt oder welche Musik hören die zwei?
Meine Kinder hören alles Mögliche. Sie lieben Metal, Punkrock, Hip-Hop, Pop. Sie hören ähnliche Musik wie ich, sehr ähnlich wie ich. Ich mag sehr viel verschiedene Musik.
Es ist cool, wie meine Kids eigenständig Musik entdecken.
(Ahmt Kind nach): "Hey Dad" – mein Zweitgeborener Sohn Jagger ist riesen Slipknot-Fan und er nimmt mich immer mit in die Garage – "Dad hör mal, ich arbeite gerade an diesem Part von dem Song, was meinst du?".
Er spielt Schlagzeug seit er drei Jahre alt ist und es ist cool, wie er von Musik inspiriert wird und es inspiriert mich, mit ihm in diese Garage zu gehen. Das liebe ich.
Dann erzähl mal, welche Musik du so hörst!
Ich höre in letzter Zeit viel Hip-Hop: Ich mag das neue Album von Dreamville, Yelawolfs neues Album finde ich super, Eminem hat gerade ein neues Album veröffentlicht... Ich mag viel Hip-Hop, aber ich mag auch viel Punrock. Frank Carter & The Rattlesnakes habe ich aufgesogen, ich liebe die Gallows, ich mag Bring Me The Horizon – ihre Alben werden interessant, anders und experimentell, das finde ich sehr interessant.
Und dann mag ich auch Popmusik, ich meine Bruno Mars? Klar "I'll catch a garante" für dich, ich mag den Song, man!
Mein Musikgeschmack ist sehr offen.
Wie wichtig ist Euch die Weiterentwicklung Eurer Musik?
Es ist sehr wichtig! Ins Studio zu gehen, uns neu zu erfinden und herauszufinden, wer wir sind bei jedem neuen Album, ist aufregend, herausfordernd und ein wesentlicher Bestandteil dabei, eine relavante Rockband zu bleiben.
Ich denke, die Evolution unserer Band ist ein Segen, aber macht es manchmal auch schwieriger, weil wir uns für einige Fans zu schnell weiterentwickeln, die dann ein bisschen Zeit brauchen, um wieder hinterher zu kommen.
Wir versuchen immer neu zu klingen und uns weiterzuentwickeln, aber gleichzeitig auch unsere Wurzeln aufrecht zu erhalten.