Was Nicht-Metaller gerne als „Gegrunze“ abtun, hat in der Musikwelt einen Namen: Death Metal. Neben der thematischen Vorliebe für Splatter, Horror und den Tod zeichnen sich die Bands des Genres vor allem durch eine Sache aus: Können. Los geht’s ab Anfang der 80er; relevant bleibt der Death Metal bis heute.
Wenn Ihr diese Vertreter feiert, seid Ihr ganz sicher Fans des Genres!
Possessed
Wer den Death Metal erfunden hat, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit sagen. Possessed aus San Francisco sind aber mindestens nah dran. 1983 legen die Urgesteine um Frontmann Jeff Becerra los, 1984 veröffentlicht die Gruppe ihr erstes Demo „Death Metal“ mit dem gleichnamigen Song. Ob es sich dabei um den Namensgeber des Genres handelt, ist nicht abschließend geklärt, denn dafür kommen auch ein paar andere Anwärter in Frage. Da wäre zum Beispiel das Musikmagazin „Death Metal“ der beiden Hellhammer- und Celtic-Frost-Mitglieder Thomas Fischer und Martin Ain oder das Album „Death By Metal“ von Death aus Florida (mehr zu der Gruppe gleich). Doch Name hin oder her: Possessed legen mit gerade einmal zwei Alben (1985 und 1986) wichtige Grundsteine für die Entwicklung des Death Metal. Der Nachzügler „Revelations Of Oblivion“ erscheint erst 33 Jahre später, also 2019.
Death
Auch Death aus Florida zählen zu den frühen Wegbereitern des Death Metal und legen etwa zeitgleich mit Possessed los. Bis heute gilt das Death-Debüt „Scream Bloody Gore“ (1987) als eins der ersten Death-Metal-Alben überhaupt. 14 Jahre und sechs weitere Alben später stirbt Mastermind Chuck Schuldiner am 13. Dezember 2001 mit nur 34 Jahren an einem Hirntumor. Bis heute trauern Metal-Fans weltweit um den wichtigen Musikpionier. Er selbst kann sich mit seiner Rolle als „Godfather Of Death Metal“ nicht so recht anfreunden, wie er in einem Interview mit metal-rules.com einräumt: „Ich denke nicht, dass ich die Lorbeeren für dieses Death-Metal-Zeug ernten sollte. Ich bin nur ein Typ aus einer Band und denke, dass Death eine Metal-Band sind.“ Nachvollziehbare Bescheidenheit, doch mit seiner Musik prägt Schuldiner das gesamte Genre und ebnet unzähligen jungen Bands den Weg in den extremen Metal. Ruhe in Frieden.
Morbid Angel
Morbid Angel stammen ebenfalls aus Florida und bewegen sich zu Beginn der 80er in der gleichen Szene wie Death. Ob gutturaler Gesang oder Blastbeats: Immer wieder erweitert die Band die Grenzen des Metal-Machbaren und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Death Metal. Das geschieht zunächst vor allem auf der Bühne, denn ihr Debütalbum „Altars Of Madness“ veröffentlichen Morbid Angel erst 1989. Dennoch gilt die Platte bis heute als Meilenstein und als wichtiger Einfluss auf den norwegischen Black Metal der 90er. „Damals wollte ich wirklich jeden zerstören“, gibt Gitarrist Trey Azagthoth später in einem Interview zu Protokoll. „Ich wollte, dass die anderen viel härter arbeiten müssen, nachdem die Fans uns gesehen hatten.“ Außerdem beschreibt er: „Ich dachte damals, dass sich die Bands gegenseitig herausfordern und versuchen, sich zu übertreffen, um sich zum Aufhören zu bewegen — fast so wie bei den Rivalitäten zwischen East- und West-Coast-Rappern.“ Aufgehört hat zum Glück keiner, zumindest Morbid Angel nicht.
Immolation
An der Ostküste dominieren ab 1986 Immolation das Death-Metal-Geschehen. Während sich die Gruppe auf ihren ersten fünf Alben vor allem mit anti-religiösen Inhalten beschäftigt, äußert sich Sänger Ross Dolan ab der sechsten Platte „Harnessing Ruin“ (2005) auch zu politischen Themen. Im Interview mit metalblast.net berichtet er: „Wir haben die religiösen Dinge nachher außen vor gelassen, weil sie uns auf den ersten Alben zwar sehr beschäftigt haben. Doch als ‚Unholy Cult‘ herauskam, war das Thema für uns erledigt. Da gab es einen Umbruch, denn das war gleich nach Terroranschlägen vom 11. September 2001. Ich habe sie gesehen, bin hingegangen, hatte Familie, die in den Türmen ums Leben gekommen ist, und das war in vielerlei Hinsicht ein lebensveränderndes Ereignis. Ich wusste, dass ab diesem Zeitpunkt nichts mehr wird wie früher, ob in unserem Land oder auf der Welt.“ Mit „Acts Of God“ haben Immolation 2022 ihr elftes Album veröffentlicht.
Entombed
Gegen Ende der 80er erreicht der Death Metal auch Skandinavien. Nicht nur das: In Schweden entsteht mit Gruppen wie Entombed, Dismember, Grave und Unleashed der einzigartige „Swedish Death Metal“, der klingt wie eine Zahnbehandlung mit der Schleifmaschine. Der eigenwillige Sound lässt sich nicht zuletzt darauf zurückführen, dass sich die skandinavischen Death-Metal-Vertreter eher am derben Hardcore-Punk orientieren; im Gegensatz zu ihren US-amerikanischen Kollegen, die sich vor allem vom Thrash Metal inspirieren lassen und deshalb oft präziser klingen. Als Zugpferd der skandinavischen Szene gelten Entombed, die mit „Left Hand Path“ (1990), „Clandestine“ (1991) und „Wolverine Blues“ (1993) mindestens drei bahnbrechende Alben vorlegen und deren Schlagzeuger Nicke Andersson später auch noch die einzigartigen Hellacopters gründet. Heute findet man den schwedischen Rumpel-Sound weltweit, ob bei Vallenfyre aus England oder Deathrite aus Deutschland.
Death Metal
Death Metal
Eine tolle Mischung mit dem Besten was Death Metal zu bieten hat bekommt Ihr 24/7 bei uns im Stream: Aufdrehen und Headbangen!
Deicide
Als Gitarrist Brian Hoffman am 21. Juli 1987 den Telefonhörer abnimmt, um Sänger Glen Benton anzurufen, ahnen wohl beide noch nicht, dass es sich dabei um ein historisches Ereignis in der Metal-Geschichte handelt. Hoffman spielt zu jener Zeit in einer Cover-Truppe namens Carnage, Benton hatte per Zeitungsannonce kundgetan, dass er eine Band in Tampa (Florida) sucht. „Carnage haben damals eine Schaufensterpuppe ausgehöhlt und sie mit Blut und Innereien vom Schlachter gefüllt“, erinnert sich Malevolent-Creation-Gitarrist Phil Fasciana in einem Interview mit dem Decibel Magazine. „Danach haben sie das verdammte Ding auf den Boden geworfen.“ Nach ihrem Telefonat gründen Hoffman, sein Bruder Eric, Benton und Schlagzeuger Steve Asheim die Gruppe Amon. Als Benton in das Büro von Roadrunner-Records-A&R Monte Conner stürmt, sagt er: „Nimm uns unter Vertrag, du verdammtes Arschloch!“ Genau so passiert es und die Gruppe stellt unter dem Namen Deicide die Welt des Death Metal auf den Kopf.
Cannibal Corpse
Brutal, brutaler, Cannibal Corpse: Mit ihren blutrünstigen Album-Artworks und den Texten fernab jeglicher Geschmacksgrenzen ecken die Death-Metal-Veteranen schon zu Beginn ihrer Karriere im Jahr 1988 an. Immer wieder geraten Cannibal Corpse ins Kreuzfeuer der Zensur, Chart-Erfolge lassen sich bis in die 2000er hinein an einer Hand abzählen. Steht sich die Gruppe mit ihren gewalttätigen Texten selbst im Weg? Bassist Alex Webster hat dazu eine eigene Meinung, wie er 2007 in einem Interview mit dem Online-Magazin Way Too Loud verrät: „Entgegen dem, was die Leute sagen, glaube ich nicht, dass es die blutigen Texte sind, die unseren Mainstream-Erfolg verhindern. Ich meine: Death Metal soll nicht in den Mainstream kommen, weil die Texte zu blutig sind? Ich glaube, dass es eher die Musik ist, denn gewalttätiges Entertainment ist absolut massentauglich.“ Wahre Worte.
Bolt Thrower
In England prägen vor allem Bolt Thrower den Death Metal, benannt nach einer Wurfmaschine aus dem antiken Griechenland — und gegründet auf einer Kneipentoilette während einer Hardcore-Punk-Show in Coventry. Mit ihren kriegsbezogenen Texten und ihrer „Warhammer“-Optik gibt die Band dem britischen Todesmetall ein martialisches Gesicht, unterstützt vom extremen Grindcore-beeinflussten Sound der Gruppe. Auch andere britische Genre-Vertreter orientieren sich am Grindcore, wie zum Beispiel Benediction aus Birmingham, bei deren Gründung sogar der spätere Napalm-Death-Frontmann Barney Greenway mitwirkt. Ab Anfang der 90er treten Bolt Thrower auf die Bremse und lassen verstärkt Doom-Metal-Elemente in ihren Sound einfließen, was der Gruppe hervorragend zu Gesicht steht. Bis heute haben Bolt Thrower acht Alben veröffentlicht, zuletzt im Jahr 2005.
Suffocation
Genau wie Immolation stammen auch Suffocation aus der New Yorker Szene. 1991 veröffentlicht die Gruppe ihr Debüt „Effigy Of The Forgotten“ und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Death Metal in den 90ern. So gilt das Breakdown-Riff aus „Liege Of Inveracity“ zum Beispiel als erstes seiner Art und nimmt maßgeblich Einfluss auf die Entwicklung des Slam Death Metal, des Deathcore und des Technical Death Metal. Suffocation selbst beziehen ihre Inspiration von ihren Genre-Kollegen, aber auch von Napalm Death und Sepultura. Als sich Schlagzeuger Mike Smith und Gitarrist Terrance Hobbs zum ersten Mal treffen, denkt Smith: „Wow, es gibt noch einen anderen Schwarzen Typen, der diesen Kram spielt!“ 1994 steigt der Trommler aus, 1998 lösen sich Suffocation vorerst auf. Zu einer Reunion kommt es 2005, auch Smith ist wieder dabei. 2012 verlässt er die Gruppe erneut, doch Suffocation sind bis heute aktiv.
In Flames
Ab Anfang der 90er geht es in Teilen der Death-Metal-Welt etwas melodischer zur Sache. Einen wichtigen Grundstein für den Melodic Death Metal legen die Briten Carcass mit ihrem Album „Heartwork“ (1993), anschließend entwickelt sich das Genre vor allem in Schweden weiter. An der Speerspitze des „Göteborg Metal“: At The Gates, Dark Tranquility — und In Flames. Letztere klingen auf ihrem Debüt „Lunar Strain“ (1994) zwar auch schon melodisch, doch ihren Trademark-Sound entwickelt die Gruppe erst mit ihrer zweiten Platte „Subterranean“ (1995). Auch später bleibt Skandinavien das Zentrum des Melodic Death Metal und bringt Bands wie Children Of Bodom, Arch Enemy, Amon Amarth und Soilwork hervor. 2002 landen In Flames mit „Reroute To Remain“ (2002) zum ersten Mal in den schwedischen Top 5; mit dem Nachfolger „Soundtrack To Your Escape“ (2004) gelingt der Gruppe der internationale Durchbruch.