Trompeten, tanzbare Rhythmen, Schachbrettmuster und kunterbunte Albumcover: Auf den ersten Blick wirkt die Ska-Welt ziemlich abgefahren. Keine Sorge: Das ändert sich auch auf den zweiten Blick nicht. Diese 15 Künstler haben das jamaikanische Genre in besonderer Weise geprägt.
Toots & The Maytals
Bob Marley und seine Wailers kennen wir alle, klar. Doch es gibt in der jamaikanischen Musikszene noch eine weitere Band, die dem Reggae zu internationalem Erfolg verhalf und zudem wichtige Grundsteine für das Ska-Genre legte: Toots & The Maytals. Schon 1962 fand die Gruppe um Frontmann Frederick „Toots“ Hibbert zusammen; aktiv sind sie bis heute, wenn auch inzwischen ohne „Toots“, der leider im September 2020 verstarb. Beispielhaft für ihren Einfluss auf den Ska ist „Funky Kingston“, einer der erfolgreichsten Songs von Toots & The Maytals.
The Skatalites
Die Skatalites sind nur ein Jahr jünger als Toots & The Maytals und fanden 1963 offiziell zusammen. Genau genommen gibt es die Band sogar schon länger, wenn auch zunächst noch namenlos. Die Gründungsmitglieder spielen nämlich bereits seit 1955(!) zusammen, als sich in der jamaikanischen Hauptstadt Kingston eine lebendige Musikstudioszene entwickelte. Als Skatalites sind sie bis heute aktiv. Zum Schluss noch ein Funfact: Durch ihre Arbeit als Studiomusiker ist die Band zum Beispiel auf der ersten Wailers-Single „Simmer Down“ zu hören.
Bad Manners
Bad Manners fanden 1976 in London zusammen und gehören somit bereits zur zweiten Welle des Ska. „2-tone“, wie das Ska-Revival auch genannt wird, vermischt Ska mit moderneren Genres wie Punk, wozu es auch einen historischen Kontext gibt: In England regiert ab 1979 nämlich Margaret Thatcher und das nicht unbedingt zugunsten einer offenen und multikulturellen Welt. Im 2-tone-Ska äußert sich daher der Wunsch nach kultureller Einigkeit. Den Namen erhielt die Musikrichtung aufgrund des gleichnamigen Labels von The Specials-Keyboarder Jerry Dammers — und zu den Specials kommen wir jetzt.
The Specials
Die Specials aus Coventry (England) gehören sicher zu den berühmtesten Aushängeschildern der zweiten Ska-Welle und landeten mit Stücken wie „Ghost Town“ unsterbliche Hits. Doch der Einfluss der Band erstreckt sich weit über ihre Musik hinaus. Wie eben bereits erwähnt, war es Specials-Keyboarder Jerry Dammers, der dem Ska-Revival mit der Bezeichnung seines Labels „2 Tone Records“ einen Namen gab. Das Schachbrettmuster aus dem 2-Tone-Logo wanderte als elementarer Bestandteil in die Ska-Kultur. Die Symbolik dahinter: das Zusammenspiel von weißen und Schwarzen Musikern.
Madness
Auch Madness aus London entstammen dem Roster von 2 Tone Records und sind somit ebenfalls ein Teil des britischen Ska-Revival. Wir versprechen euch: Selbst wenn ihr von dieser Band noch nie etwas gehört habt, kennt ihr mindestens ihren größten Hit. „Our house // In the middle of our street“! Na, klingelt’s? Doch auch über ihren markantesten Erfolg hinaus prägten Madness die wiederbelebte Ska-Welt und schufen großartige Stücke wie „It Must Be Love“ und „One Step Beyond“. Auf der Bühne stehen die Briten immer noch, und zwar immerhin mit sechs ihrer sieben Originalmitglieder.
Fishbone
Genau wie ihre britischen Kollegen starten auch Fishbone in den Siebzigern, stammen allerdings nicht aus England, sondern aus Kalifornien. Das hört man auch am Sound der Gruppe, der deutlich Funk-lastiger klingt als das, was zeitgleich in Großbritannien passiert. Überhaupt: Facettenreichtum wird bei Fishbone groß geschrieben. So lassen die US-Amerikaner sowohl Rock („Bonin’ In The Boneyard“) als auch Metal („Servitude“) in ihre Songs einfließen und verbinden das Ganze mit sozialkritischen Texten sowie einer großen Portion Humor. Wir befinden uns nun bereits in der dritten Ska-Welle.
The Toasters
The Toasters erobern schließlich von der anderen Seite der Vereinigten Staaten aus das Ska-Universum. Sie stammen von der Ostküste und zwar aus New York City. Zum Namen: Mit Brot hat die Band allerdings nichts zu tun; vielmehr handelt es sich beim sogenannten „Toasting“ um eine Art des Rappens. So steht der Begriff für das rhythmische Reden oder Rufen über die Rhythmen von Reggae-DJs, wobei die Texte sowohl vorbereitet als auch improvisiert sein können. Inhaltlich unterscheiden sich die Lyrics nicht von denen anderer Genres und es geht um die unterschiedlichsten Themen. Schonmal ein Tipp für die Winterzeit: Mit „Christma-ska“ gibt es von den Toasters ein Weihnachtsalbum.
Ska
Ska
Alles, was Ska zu bieten hat findet Ihr in diesem Stream: Von den Anfängen auf Jamaika bis zu den Gruppen, die heute noch das Schachbrettmuster rocken.
The Mighty Mighty Bosstones
Nun wird die Gangart etwas härter, denn The Mighty Mighty Bosstones gelten als Wegbereiter der Kombination von Ska und Hardcore Punk. Ähnlich wie die Dropkick Murphys, die traditionellen irischen Folk mit Punkrock vermischen, bereichern die Bosstones den Ska um laute Powerchords und Pogo-taugliche Rhythmen, lassen dabei aber auch die Ska-typischen Trompeten nicht zu kurz kommen. Ihren wohl größten Hit landete die Gruppe mit dem Song „The Impression That I Get“ — und das Stück ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie die Mighty Mighty Bosstones klingen.
No Doubt
Wer No Doubt ausschließlich für ihre größten Hits „Don’t Speak“, „Just A Girl“ und „It’s My Life“ kennt, wird vielleicht nicht sofort darauf kommen, dass die Ursprünge der Gruppe in der Ska-Szene liegen. Doch Songs wie „Ache“ vom No-Doubt-Debüt „No Doubt“ sprechen eine eindeutige Sprache, was die Einflüsse der Gruppe um Frontfrau Gwen Stefani betrifft. Etwas poppiger wurden No Doubt im Lauf ihrer Karriere dann doch, aber ihre Ska-typische Verrücktheit haben die Kalifornier bis heute nicht eingebüßt. Nach mehr als zehn Jahren wäre es vielleicht mal wieder Zeit für ein neues Album, oder?
Sublime
Sublime legen kurz nach No Doubt los und entstammen sogar der gleichen südkalifornischen Szene. Leider endet die Geschichte der Band bereits im Jahr 1996, als Sublime-Mastermind Bradley Nowell durch eine Heroinüberdosis ums Leben kommt. Er wird gerade einmal 28 Jahre alt. Ihre größten Hits landen Sublime mit den Stücken „Santeria“ und „What I Got“, doch auch Songs wie „Badfish“ und „Doin’ Time“ gehören zu ihren beliebtesten Nummern. Ein gutes Aushängeschild für den Ska-Sound der Gruppe ist „Wrong Way“.
Reel Big Fish
No Doubt und Sublime scheinen ihr Umfeld inspiriert zu haben, denn 1991 nehmen auch Reel Big Fish aus dem kalifornischen Huntington Beach den Dienst auf. Mit ihrer sehr rockigen Punk-Ska-Mischung feiert die Gruppe in den Neunzigern gleich mehrere Erfolge, zum Beispiel mit Songs wie „Beer“, „Sell Out“ sowie dem A-ha-Cover „Take On Me“ aus dem Film „Die Sportskanonen“ mit den beiden „South Park“-Erfindern Trey Parker und Matt Stone. Aktiv sind Reel Big Fish bis heute, doch das einzig verbliebene Gründungsmitglied ist Frontmann Aaron Barrett.
The Slackers
Genau wie The Toasters stammen auch The Slackers aus New York City und klingen dementsprechend wieder etwas entspannter als ihre kalifornischen Punk-Kollegen. Im Mainstream kommt die Gruppe nie so richtig an, doch mit ihrem zweiten Album „Redlight“ landen die Ostküstler immerhin einen passablen Erfolg. Am besten fasst es vermutlich die Redaktion des „Dallas Observer“ zusammen, die 1998 feststellt, dass die Slackers ihr Publikum auf eine Tour „durch Jamaikas Musikstudios, die kleinen Clubs von London, die Straßen von New York und die Barrios von Los Angeles“ entführen.
Less Than Jake
Nun verschlägt es uns in einen anderen Winkel der Erde, denn Less Than Jake kommen weder aus Jamaika, noch aus England, Kalifornien oder New York. Nein, diesmal führt die Reise nach Gainesville in Florida, wo die Gruppe 1992 zusammenfindet. Ihre größten Hits: „All My Friends Are Metalheads“ (Hellyeah!) und „The Science Of Selling Yourself Short“. Letzterer stammt von „Anthem“, dem bisher erfolgreichsten Album der Band. Unter Vertrag standen Less Than Jake übrigens bei Fat Wreck Records, also der Plattenschmiede von NOFX-Sänger Michael „Fat Mike“ Burkett.
The Aquabats
Auftritte in Superheldenkostümen und Songtitel wie „The Shark Fighter!“, „Fashion Zombies!“ oder „Pizza Day“: In der ohnehin schon leicht verrückten Welt des Ska ziehen The Aquabats aus Huntington Beach noch mühelos an den Spinnereien ihrer Kolleginnen und Kollegen vorbei. Der große Durchbruch ist der Gruppe leider nicht vergönnt, doch immerhin kann die Band mit erfolgreichen Bands wie No Doubt, Sublime und Reel Big Fish auf Tour gehen. Der Trommler der Aquabats heißt von 1997 bis 1998 übrigens Travis Barker. Genau, der von Blink-182!
Streetlight Manifesto
Streetlight Manifesto starten zwar erst im Jahr 2002, doch von einer vierten Welle des Ska kann trotzdem keine Rede sein. Vielmehr verdienen sich die Mitglieder der Gruppe bereits in Welle drei ihre Sporen, zum Beispiel in Bands wie Catch 22 und One Cool Guy. Inhaltlich spielen Streetlight Manifesto Punkrock-Ska, den sie teilweise sogar um Metal-Elemente erweitern („9mm And A Three Piece Suit“).
Beendet ist die Geschichte des Ska heute noch lange nicht, denn die alten Hasen sind immer noch unterwegs und neue Bands gibt es auch zur Genüge. Überzeugt Euch in unserem Stream selbst davon!