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6 Gothic-Rock-Hymnen für schwarze Stunden

Schwarze Kleidung, dunkler Kajal, finstere Friedhöfe: Es gibt viele Dinge, die wir mit Gothic Rock in Verbindung bringen. Doch im Grunde steht das Genre vor allem für eins: facettenreiche, emotionale und tiefgründige Musik, die unser Herz fest umklammert und dann sanft zudrückt. Diese sechs Songs haben den Gothic Rock stark geprägt oder sorgen in melancholischen Stunden einfach für besonders viel Gänsehaut.

Bela Lugosi's Dead (Official Version)
Bela Lugosi's Dead (Official Version)

Bauhaus - Bela Lugosi’s Dead

Viele Musikexperten sind sich einig: Bei „Bela Lugosi’s Dead“ von der britischen Band Bauhaus handelt es sich um eine der ersten, wenn nicht um die erste Gothic-Rock-Single überhaupt. Aufgenommen wurde das Stück in nur einem einzigen Take, und zwar am 26. Januar 1979. Zu jener Zeit gab es Bauhaus gerade einmal seit sechs Wochen, Sänger Peter Murphy stand für die Aufnahme zum ersten Mal vor einem Studiomikrofon — und hatte zu allem Überfluss auch noch mit einer dicken Erkältung zu kämpfen. Doch all das hinderte die Gruppe offenbar nicht daran, aus dem Stand Musikgeschichte zu schreiben. Inspirieren ließen sich Bauhaus für „Bela Lugosi’s Dead“ von ihren Ska- und Dub-Einflüssen. Doch was genau im Studio eigentlich der Plan war, wussten die Musiker laut Bassist David J Vorfeld selbst nicht so genau: „Wir haben nicht wirklich darüber gesprochen, was wir da gemacht haben.“ Bei Bela Lugosi handelt es sich übrigens um einen der bekanntesten Horrorfilm-Darsteller aller Zeiten, der während seiner Karriere allein neunmal in die Rolle des berühmten Vampirs Graf Dracula schlüpfte. Die letzten Jahrzehnte seines Lebens waren von einer starken Medikamenten- und Alkoholabhängigkeit geprägt, bevor er am 16. August 1956 im Alter von 73 Jahren starb. Düsterer Stoff für einen düsteren Song also — und im Nachhinein ein wichtiges Stück Musikgeschichte.

Joy Division - Shadowplay (Official Reimagined Video)
Joy Division - Shadowplay (Official Reimagined Video)

Joy Division - Shadowplay

An Joy Division führt im düsteren Rock kein Weg vorbei, obwohl die Briten durch den frühen Tod ihres Frontmanns Ian Curtis bloß zwei Alben veröffentlichen konnten. Besonders mit ihrem Debüt „Unknown Pleasures“ und Songs wie „Shadowplay“ platzierten die Musiker aus Manchester im Jahr 1979 wichtige Meilensteine und setzten Maßstäbe für all das, was wir heute als Gothic Rock bezeichnen. Gruppen wie The Cure hätten ohne Joy Division möglicherweise einen anderen Weg eingeschlagen. Ja, sogar Stadion-Giganten wie U2 ließen sich in ihren Anfangstagen von Joy Division inspirieren. Dass die Band so einen großen Einfluss auf ihre Zeitgenossen nahm, lag zum einen an ihrem einzigartigen Düster-Sound, der sich vor allem zu Beginn dadurch auszeichnete, dass er trotz seiner melancholischen Schwere leicht zugänglich klang. Zum anderen trugen auch die exzentrischen Performances von Frontmann Curtis zum Erfolg der Gruppe bei, denn auf der Bühne wirkte der Sänger manchmal, als habe ihn der Blitz getroffen. Kennengelernt haben sich Curtis und Co. übrigens im Juni 1976 bei einem Konzert der Sex Pistols, was durchaus passt. Denn genau wie die Punk-Legenden legten auch Joy Division keinen Wert auf Rockstar-Allüren oder bombastische Arrangements. Vielmehr ließen sie die Finsternis ihrer Musik für sich selbst sprechen und zeigten einer ganzen Generation die Abfahrt Richtung Dunkelheit.

Siouxsie And The Banshees - Spellbound (Official Music Video)
Siouxsie And The Banshees - Spellbound (Official Music Video)

Siouxsie And The Banshees - Spellbound

Etwa zeitgleich mit Bauhaus und Joy Division legten auch Siouxsie And The Banshees aus London los, die im Jahr 1981 bereits ihr viertes Album „Juju“ veröffentlichten. Darauf gibt es unter anderem „Spellbound“ zu hören, den wohl bekanntesten Song der Gruppe. „You hear laughter / Cracking through the walls / It sends you spinning / You have no choice“, singt Frontfrau Siouxsie Sioux darin und erzeugt mit Text und Musik eine getriebene Grusel-Atmosphäre, die auch 40 Jahre später noch funktioniert — und zwar so gut, dass der Song kürzlich erst auserkoren wurde, um im Abspann der vierten Staffel von „Stranger Things“ zu laufen. Genau wie Joy Division sind auch Siouxsie And The Bansheess mit der britischen Punk-Szene verbandelt, denn Sängerin Sioux war zeitweise die Anführerin des Sex-Pistols-Fanclubs „Bromley Contingent“. Später bezeichnete der britische Musikjournalist Barney Hoskyns ihre eigene Truppe als „eine der größten britischen Bands aller Zeiten“ und hob dabei insbesondere den Song „Spellbound“ hervor, bei dem es sich seiner Meinung nach um ein „prächtiges elektrisch aufgeladenes Gewitter“ handelt. Siouxsie And The Banshees gibt es mittlerweile zwar nicht mehr, doch Frontfrau Sioux bleibt bis heute aktiv. Ihr bisher einziges Soloalbum „Mantaray“ veröffentlichte sie im Jahr 2007.

Wolfskull mit Incarnadine

Gothic

Gothic

Kommt mit auf eine Reise in die düsteren Katakomben, folgt dunklen Träumereien und startet diesen Stream!


Es läuft:
Wolfskull mit Incarnadine
The Cure - Hanging Garden
The Cure - Hanging Garden

The Cure - The Hanging Garden

Kaum zu glauben, doch The Cure aus dem britischen Crawley gehören bereits zur zweiten Welle der Gothic-Wegbereiter. So fiel der Startschuss für die Gruppe zwar bereits im Jahr 1978, doch ihren Status als Gothic-Ikonen untermauerten Frontmann Robert Smith und Co. erst 1982 mit ihrem vierten Album „Pornography“. Darauf entfernten sich die Briten vom Pop-Pathos ihrer ersten Platten; stattdessen hielten Depression und Düsternis Einzug in den Sound der Band, denn The Cure ging es zu Beginn der 80er alles andere als gut. Die Kraft der Musiker reichte nur für wenige Stunden Arbeit am Tag, nach Feierabend versank die Band in einem finsteren Malstrom aus Drogen und Alkohol. „Damals verlor ich jeden Freund, den ich jemals hatte“, erinnerte sich Sänger Robert Smith später in einem Interview, „einfach ausnahmslos alle, weil ich einfach nur abscheulich, unausstehlich, egoistisch war. Diese pure Verzweiflung ist es, die auf „Pornography“ jeden einzelnen Ton fest im Griff hat. Ein gutes Beispiel dafür ist der Song „The Hanging Garden“, dessen Schlagzeug übrigens sehr an Siouxsie-And-The-Banshees-Trommler Budgie erinnert. Das unterstreicht noch einmal deutlich, wie sehr die britische Düster-Szene an der Schwelle von den 70ern zu den 80ern miteinander verbandelt war.

Temple of Love (1992) (2018 Remaster)
Temple of Love (1992) (2018 Remaster)

Sisters Of Mercy - Temple Of Love

Bevor Sisters-Of-Mercy-Sänger Andrew Eldritch als Jugendlicher an eine eigene Band dachte, trieb er sich in der Punk-Szene der britischen Stadt Leeds herum. Erst als er im Jahr 1980 seinen zukünftigen Kumpanen Gary Marx traf, riefen die Zwei die Sisters Of Mercy ins Leben. Der Anlass für die Gründung: Die beiden Musiker wollten gerne in der Radiosendung des legendären britischen DJs John Peel zu hören sein. Zu Beginn der Sisters-Of-Mercy-Geschichte spielte Eldritch das Schlagzeug noch selbst, übergab den Job aber schnell an einen Drumcomputer, den er „Doktor Avalanche“ nannte. Die Single „Temple Of Love“ (1983) markierte einen Wendepunkt in der Geschichte der Band. Während die Gruppe vor Erscheinen des Songs noch im Untergrund vor sich hin dümpelte, brachte die Veröffentlichung des Stücks den Sisters Of Mercy einen Major-Plattenvertrag mit Warner Music ein. Drei Alben veröffentlichten die Briten in den anschließenden fünf Jahren und schrieben damit die Geschichte des Gothic Rock weiter. Der Plattenvertrag sollte sich zu Beginn der 90er allerdings zu einem echten Problem für die Band entwickeln. Das Ganze ging schließlich sogar so weit, dass sich die Gruppe weigerte, neue Alben zu veröffentlichen. Das ist bis heute der Fall: Klickt man auf der Website der Band auf den Menüpunkt „Record News“, öffnet sich eine kryptische Fehlermeldung.

Type O Negative - Black No. 1 (Little Miss Scare -All) [OFFICIAL VIDEO]
Type O Negative - Black No. 1 (Little Miss Scare -All) [OFFICIAL VIDEO]

Type O Negative - Black No. 1 (Little Miss Scare-All)

Mit Type O Negative werden wir zum Abschluss eine Spur härter, denn während wir uns bisher noch mit den Anfängen und den frühen Highlights des Gothic Rock beschäftigt haben, wird nun ein „Metal“ aus dem „Rock“. Schon auf ihrem Debüt „Slow, Deep And Hard“ ließen Type O Negative eine Menge Black Sabbath in ihren Gothic-Sound einfließen, doch der große Durchbruch gelang den New Yorkern erst mit ihrer dritten Platte „Bloody Kisses“. (Die Plattenfirma Roadrunner Records durfte sich dank der Scheibe übrigens über die erste goldene Schallplatte freuen.) Als erste Single von „Bloody Kisses“ veröffentlichten Sänger Peter Steele und seine Mitmusiker das Stück „Black No. 1 (Little Miss Scare-All)“, das Steele in einem Müllauto komponierte — kein Witz! Zu Beginn der 90er arbeitete er nämlich noch als Müllwagenfahrer. „Ich habe drei Stunden in einer Warteschlange gestanden um 40 Kubikmeter menschliche Abfälle in der Hamilton Avenue Marine Transfer Station entsorgen zu können“, erinnert er sich in einem Interview. „Da habe ich das Lied in meinem Kopf geschrieben.“ Inhaltlich beschäftigte sich Steele in der Nummer auf sarkastische Art und Weise mit der Beziehung zu einer Frau aus der Goth-Szene, spielte damit auf eine seiner eigenen ehemaligen Beziehungen an und baute zum Beispiel Querverweise zu Gruselthemen wie Halloween, Nosferatu und Lily Munster ein.