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Diese Songs beruhen auf wahren Begebenheiten!

Fragt Ihr Euch auch manchmal, was unsere verehrten Herren und Damen Rockstars mit ihren Songtexten ausdrücken wollen? Manche Bands gestalten die Interpretation ihrer Lyrics recht simpel. In Steel Panthers „Party like tomorrow ist the end oft he world“ dürfte wohl kaum eine tiefergehende Message versteckt sein. Die Fan-Gemeinde von Bob Dylan hingegen ist sich über die Bedeutung des kryptischen „All along the watchtower“ bis heute nicht ganz einig.

Zwischen den einfach gestrickten Songtexten und den mystisch-lyrischen Ergüssen liegen die Lyrics, die nicht etwa von Partys oder kafkaesken Träumen motiviert sind, sondern die sich auf wahre Begebenheiten beziehen. In der folgenden kleinen Übersicht haben wir uns mal ein paar dieser Songtexte und die mit ihnen verbundenen Ereignisse näher angeschaut.

Creedence Clearwater Revival - Fortunate Son
Creedence Clearwater Revival - Fortunate Son

Creedence Clearwater Revival - "Fortunate Son"

"Glücklich sein" kann im Englischen mit mehreren Vokabeln ausgedrückt werden: happy, lucky oder eben fortunate. In einem der größten CCR-Hits geht es um „glückliche Söhne“, also um Söhne aus bessergestellten Familien, die vor allen Dingen das Glück hatten, nicht in den Vietnam-Krieg geschickt zu werden.

„It ain't me, it ain't me

I ain't no millionaire's son, no, no

It ain't me, it ain't me

I ain't no fortunate one“

Sänger John Foggerty war zwar selber nicht in Vietnam, aber er leistete immerhin seinen Wehrdienst und bekam mit, wie die „einfachen“ Söhne aus der Arbeiterklasse nach Vietnam geschickt wurden, während Söhne von Millionären, Senatoren und hochrangigen Militärs zuhause blieben: „I ain’t no fortunate on – Ich bin keiner von den Glücklichen“. Dieser Umstand hat Foggerty wütend gemacht und die Basis für „Fortunate Son“ aus dem Jahr 1969 geliefert.

U2 - Sunday Bloody Sunday (Official Video)
U2 - Sunday Bloody Sunday (Official Video)

U2 - "Sunday Bloody Sunday"

Durch den Unabhängigkeitskrieg von 1919 – 1921 wurde Irland gespalten. Der protestantische Norden verblieb in englischer Hand, während die unabhängige Republik Irland im Süden der Insel katholisch geprägt war. Die Spaltung führte dazu, dass Katholiken in Nordirland unterdrückt wurden – die Ausgangslage für jahrzehntelang anhaltende Konflikte. Diese Konflikte eskalierten am 30. Januar 1972, als britische Fallschirmjäger das Feuer auf katholische Demonstranten eröffneten und 13 der Demonstranten starben. Dieser Tag ging als Bloody Sunday in das kollektive Gedächtnis ein.

„Broken bottles under children's feet

Bodies strewn across the dead end street

But I won't heed the battle call

It puts my back up

Puts my back up against the wall“

U2-Sänger Bono ist der Sohn einer protestantischen Mutter und eines katholischen Vaters. Für ihn ist diese Beziehung der Beweis für die Sinnlosigkeit der Konflikte. Daher lag es auch nahe, für das ohnehin politisch motivierte Album „War“, einen Song zum Bloody Sunday zu schreiben – ohne noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Daher achteten Bono, The Edge und Co. darauf, keine Stellung für eine Seite zu beziehen, sondern den Song als Anti-Kriegs-Song gelten zu lassen. Die Rechnung ging nicht ganz auf, denn einige Katholiken deuteten „Sunday, Bloody Sunday“ als musikalisches Mahnmal für die Opfer des schwarzen Sonntags. U2 versuchen seither dem entgegenzuwirken, indem sie bei Konzerten den Song mit den Worten „This is not a rebel song“ ankündigen und eine weiße Fahne schwenken.

Deep Purple - Smoke On The Water
Deep Purple - Smoke On The Water

Deep Purple - "Smoke On the Water"

Jeder E-Gitarren-Novize wird sich im Laufe seiner musikalischen Laufbahn mindestens einmal an diesem Riff versucht haben: Mit „Smoke On The Water“ haben Deep Purple Musikgeschichte geschrieben. Doch ohne einen Zwischenfall bei den Recording-Sessions in der Schweiz wäre zumindest der Text zu diesem Rock-Classic wohl nie zustande gekommen.

Für die Aufnahme-Arbeiten ihres legendären 72er-Albums „Machine Head“ verschlug es Deep Purple nach Montreaux in die Schweiz. Dazu hatten sie sich das Rolling Stones Mobile Unit angemietet, ein mobiles Tonstudio. Die Aufnahmen an sich sollten in einem Kasino stattfinden, um einen bühnenähnlichen Sound zu erzeugen. Der Aufbau im Kasino verzögerte sich, da gerade noch Frank Zappa & The Mothers Of Invention ein Konzert spielten. Ein Feueralarm unterbrach jedoch das Konzert und das Kasino musste evakuiert werden.

„Frank Zappa and the Mothers

Were at the best place around

But some stupid with a flare gun

Burned the place to the ground“

Was genau das Feuer ausgelöst hatte, ist auch heute nicht eindeutig geklärt. Während Deep Purple von einem „Idioten mit Signalpistole“ singen, ist auch ein elektrischer Defekt als Brandursache nicht auszuschließen. Die Band um Frontmann Ian Gillian beobachtete das feurige Spektakel von einem Restaurant am Genfer See aus, über dem sich langsam der Rauch des abbrennenden Kasinos sammelte.

Bachman Turner Overdrive - You ain't seen nothing yet 1974
Bachman Turner Overdrive - You ain't seen nothing yet 1974

Bachmann Turner Overdrive - "You Ain't Seen Nothing Yet"

„Work Song“ – diesen Namen trug der weltbekannte Hit von Bachmann-Turner Overdrive, bevor er veröffentlicht wurde. Denn ursprünglich war der Song eine interne Nummer und diente der Band dazu, sich vor Aufnahme-Sessions einzuspielen und die Mikrofone und Verstärker einzustellen. Während der Arbeiten zum 74er Album „Not Fragile“ war Charlie Fach, Plattenchef bei Mercury, sehr zufrieden mit dem neuen Stoff von Bachman-Turner Overdrive – allerdings fehlte ihm ein potentieller Hit. Sänger und Gitarrist Randy Bachmann hatte zuvor zufällig eine Text-Idee zum internen Running-Gag „Work Song“, mit der er seinen stotternden Bruder Gary Bachmann, seines Zeichens Manager der Band, aufziehen wollte. Randy arrangierte eine Gesangsmelodie, sang sie stotternd ein und wollte eine Aufnahme davon seinem Bruder Gary zukommen lassen.

„You ain't seen nothin' yet

B-b-b-baby, you just ain't seen n-n-nothin' yet

Here's something that you never gonna forget

B-b-b-baby, you just ain't seen n-n-nothin' yet“

Vom diensthabenden Tontechniker kam dann der Vorschlag, den „Work Song“ Charlie Fach vorzuspielen, als dieser auf Hit-Suche war. Zu Randys Entsetzen war Fach hellauf begeistert, obwohl doch auf der Aufnahme nicht mal die Gitarren richtig gestimmt waren. Und genau so – mit improvisiertem Gesang und verstimmten Gitarren – landete „You ain’t seen nothing yet“ als neunter Song auf dem Album „Fragile“ und wurde darüber hinaus auch noch als Single ausgekoppelt.

Billy Joel - We Didn't Start the Fire (Official Video)
Billy Joel - We Didn't Start the Fire (Official Video)

Billy Joel - "We Didn't Start the Fire"

Eigentlich hatte er mal mit dem Gedanken gespielt, Geschichtslehrer zu werden. Letztendlich ist er aber – zu unser aller Glück – Musiker geworden. Und in einem Song konnte er dann auch seine beiden Leidenschaften, die Musik und Geschichte, miteinander verbinden. Die Rede ist von Billy Joels Schlagwort-Zeitreise von 1949 bis 1989, auf die er uns in seinem 89er Hit „We didn’t start the Fire“ mitnimmt.

Den Anstoß für „We didn’t start the Fire“ bekam Billy in einem Gespräch mit einem jungen Musiker. Der damals bereits 40-jährige Joel unterhielt sich mit seinem 20 Jahre jüngeren Kollegen über die aktuelle Lage der Gesellschaft und über die Weltpolitik. In diesem Gespräch knallte ihm dieser Jungspund folgende Behauptung vor den Latz: „Als Kind der 50er Jahre hat man doch eine ruhige Kindheit gehabt.“ Dieses Statement machte Billy ziemlich wütend, woraufhin er für ihn wichtige gesellschaftliche Ereignisse von seinem Geburtsjahr 1949 bis zum Erscheinungsjahr der Platte „Storm Front“ 1989, auf dem sich „We didn’t start the Fire“ befinden sollte, aufführte. So verpackte Billy Joel in den 4:50 Minuten seines Hits rund 120 Schlagworte zu Themen, die belegen, dass seine Generation, die „Babyboomers“, definitiv keine ruhige Kindheit hatten.

Der Refrain steht für eine Haltung, derer sich viele Jugendbewegungen bedienten: „Wir haben mit dem Wahnsinn nicht angefangen. Wir haben versucht, etwas dagegen zu unternehmen.“

"We didn't start the fire

No we didn't light it

But we tried to fight it"

Der Song ist eine stete Erinnerung daran, dass die Zeiten schon immer verrückt waren und das jede Ära, jede Generation, ihre ganz eigenen Highlights und Katastrophen vorzuweisen hat. Und wie schnell sich eine politische Situation ändern kann, zeigte sich bei der Vollendung des Songtexts: Sollte sich die letzte Zeile ursprünglich mit vergifteten Äpfeln in US-amerikanischen Läden beschäftigen („Poison apples in the store“), rollten zu diesem Zeitpunkt in Peking die Panzer über den Platz des himmlischen Friedens. Billy änderte daraufhin die letzte Textzeile zu „China’s under martial law“ (China unter Kriegsrecht) und sagte zu seinen Kollegen: „Lasst uns zur Hölle noch mal diese Platte rausbringen, bevor noch mehr passiert".

Iron Maiden - Holy Smoke (Official Video)
Iron Maiden - Holy Smoke (Official Video)

Iron Maiden - "Holy Smoke"

Geschichte wiederholt sich. Bereits im 16. Jahrhundert hat good old Martin Luther sich mit seinen 95 Thesen Luft gemacht, weil ihm die geheuchelten Ablass-Geschäfte seines Chefs in Rom mächtig gegen den Strich gingen. Eine Neuauflage fand dieser Schwindel in den christlichen TV-Predigern der 80er Jahre. Sogenannte „Televangelisten“ verbreiteten in eigenen TV-Shows das Wort Gottes unter ihrem Millionen-Publikum und ließen sich durch Spenden ihre Sendungen finanzieren. Soweit das grundsätzliche Konzept. Einige namhafte Zierden ihrer Zunft wie Jimmy Swaggart predigten jedoch gerne Wasser, während sie selbst Wein tranken. Swaggert wurde nicht nur einmal mit Prostituierten erwischt. Auch war er in die Veruntreuung von Spendengeldern verwickelt.

In der Öffentlichkeit kamen solche Geschichten natürlich nicht gut an. Einige Musiker nahmen die scheinheiligen Televangelisten in ihren Songs auf die Schippe. Neben Genesis („Jesus he knows me“) und Frank Zappa ("Jesus Thinks You're a Jerk", "Dumb All Over", "Heavenly Bank Account") thematisierten auch Iron Maiden in ihrem Song „Holy Smoke“ die Doppelmoral der TV-Apostel.

„They choose what they wanna hear, don't tell a lie

They just leave out the truth as they're watching you die

They're saving the souls by taking your money

Flies around shit, bees around honey“

Dabei ist „Holy Smoke“ ein sehr untypischer Song für Iron Maiden. Zum einen ist die Verwendung des profanen Sprachgebrauchs („Flies around shit, bees aroudn honey“) kein Aushängeschild der Eisernen Jungfrauen. Zum anderen ist auch die Struktur des Songs sowie dessen Länge nicht mit den klassischen Maiden-Werken zu vergleichen.

Fleetwood Mac - Go Your Own Way (1977)
Fleetwood Mac - Go Your Own Way (1977)

Fleetwood Mac - "Rumours" (Album)

Das elfte Studioalbum von Fleetwood Mac wurde 1978 mit dem Grammy Award für das Album des Jahres ausgezeichnet. Trotz der Tatsache, dass es sich bei „Rumours“ um ein Collage-Album handelte (die Songs wurden nicht live in Vollbesetzung eingespielt, sondern die einzelnen Spuren wurden unter großem Aufwand zusammenmontiert), klingt die Platte sehr homogen und harmonisch.

Alles andere als harmonisch war das zwischenmenschliche Gefüge innerhalb der Band. Drummer und Namensgeber Mick Fleetwood hatte sich von seiner langjährigen Frau Jenny getrennt und zwischendurch angeblich eine Affäre mit Sängerin Stevie Nicks gehabt. Nicks Beziehung mit Gitarrist Lindsey Buckingham ging ebenfalls in die Brüche und auch die Ehe von Keyboarderin Christine und Bassist John McVie fand ein Ende. „Es war ziemlich skandalös und inzestuös“, gab Stevie Nicks in einem Interview zu.

Doch an eine Trennung der Band dachten Fleetwood Mac nicht. Im Gegenteil: Sie kommunizierten ihre internen Wirrungen offen nach Außen und machten sie zum Kernthema des Erfolgs-Albums „Rumours“. Eine kanadische Tageszeitung bezeichnete das Album gar als „inoffiziellen Soundtrack zur Scheidungskultur“. Da waren sie nun also: Fünf Musiker in unglaublich dunklen und turbulenten Lebensphasen, wochen- und monatelang zusammen in einem Tonstudio. Und heraus kam das wohl ehrlichste Album der Musikgeschichte. Der Opener „Second Hand News“ beschäftigt sich damit, dass man im Leben des anderen nur noch zweitrangig ist. „Dreams“ behandelt Trennungen und die Träume von einem Neuanfang. Allein die Titel der Songs „Never Going Back Again“, „Go Your Own Way“ und „The Chain“ sprechen schon für sich.

Noch heute touren Fleetwood Mac. Das letzte Studioalbum war die 2003er Platte „Say You Will“. Mittlerweile hat jedoch Gitarrist Lindsey Buckingham wegen Streitigkeiten mit Stevie Nicks die Gruppe verlassen.

Sabaton - The Final Solution (Lyrics English & Deutsch)
Sabaton - The Final Solution (Lyrics English & Deutsch)

Sabaton - "The Final Solution"

Die schwedische Heavy-Metal-Formation um Sänger Joakim Brodén hat ihre thematische Heimat gefunden: Sie beschäftigen sich primär mit Militärhistorie. Ihre Spezialität sind jedoch Songs über den Ersten und den Zweiten Weltkrieg. Oftmals müssen sich Sabaton dabei auch den Vorwurf gefallen lassen, man würde mit solchen Stücken das Kriegstreiben und die Geschehnisse in den beiden Weltkriegen verherrlichen. Doch dieser Vorwurf hält die Schwer-Metall-Schweden von Sabaton nicht davon ab, sich auch mit äußerst schwierigen Themen wie dem Holocaust zu beschäftigen und ein entsprechendes Stück namens „The Final Solution“ zu vertonen:

"When freedom burns

The final solution

Dreams fade away and all hope turns to dust

When millions burn

The curtain has fallen

Lost to the world as they perish in flames"

Verherrlichende Weltkriegsromantik vermisst man im Text zu „The Final Solution“. Stattdessen findet sich eine historisch fundierte, nüchterne aber mit einer Note Schwermut versehene Aufarbeitung der Geschehnisse. Dieser Schwermut bezieht sich aber nicht etwa auf das Bedauern, das Ereignis verpasst zu haben, sondern auf das Bedauern, dass es überhaupt ein solches Ereignis gegeben hat. So argumentiert auch Frontmann Brodén: “It’s storytelling. If someone has a problem with what we sing about, they should talk to the leaders who made this shit happen many years ago.”

Und dabei sind Sabaton nicht die einzige Band, die sich thematisch mit einem Genozid auseinandersetzt. Auch die Alternative-Metaller von System of A Down behandeln in ihrem Song „P.L.U.C.K“ den Völkermord an den Armeniern – schließlich haben sie ja auch selbst armenische Wurzeln.